Schon lange stand der Besuch der heutigen Gedenkstätte des ehemaligen Stasi-Gefängnisses auf meinem Plan, nun habe ich es endlich geschafft dort an einer Führung teilzunehmen.

Außenansicht des ehemaligen Gefängnis des Ministerums für Staatssicherheit der DDR in Berlin-Hohenschönhausen

Zur Vorgeschichte…

Wie stark die Staatssicherheit und die damalige Partei, die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, kurz SED, das Leben der DDR-Bürgerinnen und Bürger eingeschränkt hatte, wurde mir erstmals so richtig am 9. November 1989 bewusst.

Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade 13 Jahre jung und habe mich nicht wirklich darum geschert, wie das Leben in der DDR ist. Ich hatte mein Leben, meine Kindheit und meine Jugend bis dato eigentlich gut gelebt. Klar gab es Sachen, bei denen ich dachte, ob das so sein muss oder wirklich nötig ist, aber in dem Alter denk man doch nicht wirklich darüber nach.

Ich wusste schon vorher das meine Oma einen Bruder im Westen hat. Wir bekamen auch regelmäßig die sogenannten Westpakete mit all den schönen Westsachen. Hin und wieder sagte meine Oma, dass das Paket wieder mal geöffnet und wohl kontrolliert wurde.

Meine Oma sprach nicht allzu viel von der DDR-Führung, der Stasi und so weiter, wir Kinder konnten damit ja nicht wirklich was anfangen.

In dem ersten Gebäude was man auf dem Gelände sieht, ist eine Dauerausstellung untergebracht

Wie so oft habe ich auch am 9. November 1989 bei meiner Oma übernachtet und wir schauten Fern, wir schauten ARD, den Westsender konnten wir in Eberswalde recht gut empfangen. Wir schauten oft Westfernsehn, jedoch waren dann immer die Fensterläden verschlossen, wir wohnten in einem eigenen Haus im Erdgeschoss. Der Fernseher stand mit der Rückseite zum Fenster, nach dem 9. November wusste ich auch warum.

Wie gesagt, wir schauten Fernsehen und meine Oma brach plötzlich bitterlich in Tränen aus. Die Mauer war gefallen bzw. die Grenzen waren nun scheinbar offen. Die Möglichkeit, dass meine Oma ihren Bruder im Westen besuchen konnte, oder er sie, war scheinbar endlich ohne Schwierigkeiten oder Einschränkungen möglich.

Nachdem sie sich dann irgendwann beruhigt hatte, habe ich sie gefragt was los ist und was dahintersteckt. Sie fing an irgendwie alles zu erzählen, dass scheinbare Eis war gebrochen und sie merkte, dass es mich wirklich interessiert. Wir haben gesprochen bis in die Nacht hinein, Schule am nächsten Tag, nö, ich war „krank“.

Einer der Innenhöfe der Gefängnisanlage

Von dem Tag an, habe ich mich, soweit es mir damals möglich war, mit dem Thema DDR, Stasi und Mauer befasst. Dabei ging es mir gerade um die Berliner Mauer, denn immerhin was sie am nächsten dran und wir oft in Berlin. Ich habe mir, gerade in den letzten Jahren, dank YouTube und Co., zahlreiche Dokus zur DDR, der Mauer und der Staatssicherheit angesehen. Der Besuch des Stasigefängnisses war schon lange ein Wunsch, den ich nun endlich umgesetzt habe.

Die Führung in dem Gefängnis ging gut drei Stunden und war hochinteressant. Es gab für mich so viel Input, dass mindestes ein weiterer Besuch fällig ist, um noch offene Fragen zu klären oder zu Hinterfragen.

Obwohl ich bereits vieles von Dokus her kannte, gab der Besuch noch einmal einen ganz anderen Einblick. Es ist eben was anderes, wenn man in den Räumen ist und direkt fragen vor Ort stellen kann oder Einblicke bekommt.

Es war eine äußerst interessante Führung, die ich nur jedem empfehlen kann.

Eine der ersten Gefängniszellen im Keller, die noch unter russicher Führung errichtet wurden. Hier eine Zelle für mehrere „Häftlinge“
Einzelzelle, ebenfalls im Keller. Die Liege hatte eine maximale Länge von 1,65 m, größere Menschen hatten ein Problem beim liegen, was so gewollt war.
Ein Zellentrakt, nachdem die Stasi das Gelände von den Russen übernommen hatte und neue Gebäude errichten ließ, teilweise von Häftlingen.
Einblick in eine Einzelzelle des Neubaus, es war deutlich angenehmer als die ersten Zellen im Keller. Unten links, im Foto nicht zu sehen, die Toilette.
Gang der Verhörzimmer
Eines der Verhörzimmer. Das Geländer im Vordergrund dient nur dazu, den Eintritt der Besucher zu verhindern.
Übernachtung der Frauen, die unter anderem in der Küche gearbeitet hatten. Sie lebten in Gruppen und hatten Mehrbettzellen sowie einen Gruppenraum mit Fernsehn, auf dem täglich die DDR-Nachrichten geschaut werden mussten.
Modell des gesamten Komplexes. Dunkelgrau, das erste Gefängnis, im weiß, die Erweiterungen und diverse Gebäude der Staatssicherheit. Alles rundrum in hellgrau, Berlin-Hohenschönhausen.