Am 22. Juni 1995 hat der Landtag Brandenburg das Gesetz zum Nationalpark Unteres Odertal verabschiedet und am 10. September 1995 wurde der Nationalpark Unteres Odertal feierlich eingeweiht.

Blick vom Richterberg in Stützkow in den Nationalpark Unteres Odertal
Blick vom Richterberg in Stützkow in den Nationalpark Unteres Odertal

Der Nationalpark Unteres Odertal erstreckt sich von Stettin im Norden bis Hohensaaten im Süden beidseitig entlang der Oder. Etwa ab Friedrichsthal beginnt die nördliche Hälfte des Nationalparks und dieser liegt auf polnisches Staatsgebiet, die südliche auf dem deutschen Gebiet. Von daher spricht man auch hin und wieder vom „Internationalpark“.

Die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße bei Stolzenhagen im Barnim. Links der Tockenpolder.
Die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße bei Stolzenhagen im Barnim. Links der Tockenpolder.

Bereits in den 1930er Jahren und in den darauffolgenden Jahrzehnten wurden die ersten Schutzgebiete westlich der Oder festgesetzt. Zu den Gebieten zählen unter anderem die Geesower Hügel, die Jungfern- und Krähenberge bei Gellmersdorf und der Gartzer Schrey. Hinzu kommt noch das Vogelschutzgebiet Felchowsee. Ab 1980 gab es das Naturschutzgebiet „Polder Schwedt“ und 1990 kamen weitere Naturschutzgebiete im Verlauf der unteren Oder hinzu, dazu zählt das Naturschutzgebiet „Polder Friedrichsthal“.

Die politischen Veränderung Anfang der 1990er Jahre brachten die ersten Gespräche mit der polnischen Republik über ein grenzüberschreitendes Naturschutzgebiet.

Im März 1992 gab das Brandenburgische Umweltministerium eine „Verordnung zur einstweiligen Sicherung des Unteren Odertals“ heraus. Diese Verordnung war der Grundstein für den Nationalparkstatus.

Der Aussichtsturm bei Stützkow, direkt an der Oder.
Der Aussichtsturm bei Stützkow, direkt an der Oder.

Bereits Jahrhunderte vorher hatten die Bürger entlang der Oder den Wunsch nach einem praktikablen Hochwasserschutz und so wurde im 19. Jahrhundert damit begonnen, die ersten Deiche südlich der unteren Oder zu errichten. Zum Beginn des 20. Jahrhundert wurde damit begonnen, die Oder weiter Richtung Osten zu verlegen und etwas westlich einen Kanal, die heutige Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße, zu errichten. Vor der Neuverlegung der Oder, floss diese unmittelbar an der Stadt Schwedt vorbei. Dieser Abschnitt wurde später in den Kanal integriert, die neue Oder liegt zweieinhalb Kilometer weiter östlich.

Schwedter Altstadt bei Sonnenuntergang.
Schwedter Altstadt bei Sonnenuntergang.

Nach holländischem Vorbild begann man zwischen 1906 und 1910, hier finden sich unterschiedliche Angaben, mit der Eindeichung von Flutungspolder entlang der unteren Oder. Hierbei sei zu erwähnen, dass der Flutungspolder erst auf Höhe Stützkow beginnt und sich nach Norden ausdehnt, der Bereich südlich von Stützkow ist ein Trockenpolder. Zur Trennung von Nass- und Trockenpolder wurde auf Höhe Stützkow ein Zwischendeich errichtet.

Im Vordergrund, die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße, im Hintergrund der Nasspolder bei Zützen während des Hochwassers im Oktober 2024.
Im Vordergrund, die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße, im Hintergrund der Nasspolder bei Zützen während des Hochwassers im Oktober 2024.

Die Eindeichung erforderte den Bau von wasserbaulichen Anlagen, so gibt es entlang der heutigen Oder zahlreiche Ein- und Auslassbauwerke durch denen das Oderhochwasser im südlichen bei Stützkow in den Polder fließt und im nördlichen wieder aus den Poldern hinaus. Im Weiteren baute man entlang des Kanals Schöpfwerke, durch denen das Wasser aus den Poldern gepumpt wird.

Das erste Flutungswehr bei Stützkow.
Das erste Flutungswehr bei Stützkow.

Im Trockenpolder, südlich von Stützkow gibt es nur eines dieser Bauwerke. Bei Alt Galow befindet sich das einzige Schöpfwerk in diesem Polder. Das Schöpfwerk wurde um 1895 mit einer dampfbetriebenen Pumpe errichtet und dient der Trockenhaltung des Polders. Schon wenige Jahre nach dem Bau der ersten Pumpe erfolge daneben ein weiteres, leistungsfähigeres Schöpfwerk. Gleich zu Beginn der 1900er Jahren wurde zwischen den beiden Schöpfwerken ein Wohnhaus errichtet, in dem die Schöpfwerksmeister mit ihren Familien wohnten. Der letzte seiner Art verstarb Mitte der 2010er Jahre. Mit dem Auszug dessen Frau ging das Schöpfwerk an die Nationalparkverwaltung über.

Das erste Schöpfwerk in Trockenpolder, im Hintergrund, das Wohnhaus des Schöpfwerkmeisters, dahinhinter steht das zweite Schöpfwerk.
Das erste Schöpfwerk in Trockenpolder, im Hintergrund, das Wohnhaus des Schöpfwerkmeisters, dahinhinter steht das zweite Schöpfwerk.

Das erste Schöpfwerk der Flutungspolder steht heute nahezu aus Höhe des Ortseingangs von Schwedt. Das Schöpfwerk I wurde um 1892 erbaut und 1962 erweitert.

Etwa einen Kilometer nördlich des Schöpfwerk I durchquert die Bundesstraße 166 den Nationalpark und führt nach Polen.

Etwas über einen Kilometer weiter folgt auch schon das Schöpfwerk II. Es ist im Vergleich zu den bisherigen Schöpfwerken eher kleiner vom Leistungsumfang.

Im weiteren Verlauf des Kanals folgt die Schwedter Querfahrt. Die Querfahrt ist ein wichtiger Bestandteil der beiden Wasserstraßen. Die Querfahrt verbindet die Oder und die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße. Die Verbindung ist gleich am Abzweig Schwedt mit einer Schleuse getrennt. Durch die Schleuse fahren keine Transportschiffe, sie ist eine innerbetriebliche Schleuse.

Die Schwedter Querfahrt beim Hochwasser im Oktober 2024. Im Vordergrund, die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße. Rechts im Bild, die Schleuse in die Querfahrt, dahinter der südliche Nasspolder. Links im Bild, der nördliche Nasspolder.
Die Schwedter Querfahrt beim Hochwasser im Oktober 2024. Im Vordergrund, die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße. Rechts im Bild, die Schleuse in die Querfahrt, dahinter der südliche Nasspolder. Links im Bild, der nördliche Nasspolder.

Durch Auslassbauwerke fließt das Wasser aus dem Polder zunächst in die Querfahrt und dann teilweise zurück in die Oder. Auf der gegenüberliegenden Seite des südlichen, von der Querfahrt gelegenen Polders folgt ein weiterer Polder. Auch dieser Polder ist ein Nasspolder. Wasser aus der Querfahrt, der Oder und des südlichen Polders fließt in diesen Nasspolder. Das in diesem Polder befindliche Schöpfwerk, das Schöpfwerk Schwedt III, befindet sich kurz vor Friedrichsthal. Circa drei Kilometer nördlich folgt auch schon die Querung zwischen Ost- und Westoder. Die Querung ist nicht schiffbar. An der Ostoder befindet sich ein Wehr, welches den Wasserausgleich beider Fließe reguliert. In der Mitte der Querung verläuft die deutsch-polnische Grenzlinie, das Wehr wird von polnischer Seite betrieben und unterhalten.

Mit der Querung endet auch die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße.

Durch die Umverlegung der Oder und dem Bau des Kanals und der damit verbundenen Eindeichung entlang beider Wasserstraßen bleiben zahlreiche Altwasserarme der Oder in den Poldern. Durch das schwankende Wasser innerhalb der Polder, entstehend an den Altarmen Flussauen. Flussauen sind Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten.

Einer der zahlreichen Altwasserarme im Nationalpark, hier die Miglitze im Herbst 2024.
Einer der zahlreichen Altwasserarme im Nationalpark, hier die Miglitze im Herbst 2024.

Laut der Aussage eines Rangers im Jahre 2023 gibt es im Nationalpark kein Damwild, hier finden sich, neben zahlreichen anderen Tierarten, nur Reh- und Rotwild. Alljährlich sind ab Mitte September bis Anfang Oktober zur Morgen- und Abenddämmerung die Rothirsche bei der Brunft zu hören und, wenn man Glück hat, auch zu beobachten.

Die Zahl der Wölfe in der Nationalparkregion hat, wie überall in Brandenburg, ebenfalls zugenommen.

Ein Rothirsch während der Brunftzeit im Herbst 2024 im Trockenpolder.
Ein Rothirsch während der Brunftzeit im Herbst 2024 im Trockenpolder.

In die negativen Schlagzeilen gelang der Nationalpark mit dem Aufkommen der afrikanischen Schweinepest. Sowohl an der Oder als auch am Kanal wurden jeweils auf der Innenseite der Deiche Metalldrahtzäune gezogen, um ein Ausbreiten der Pest zu verhindern. Die Warnungen zahlreicher Experten, dass gerade bei Hochwasser und der damit verbundenen Flutung der Polder an diesen Zäunen Tiere sterben werden, wurden ignoriert. Erst nach dem Bekanntwerden der ersten toten Tiere und einer Petition von besorgten Bürgern, wurde ein Teil des Zauns entlang des Kanals zwischen Schwedt und Stützkow auf circa zehn Kilometer zurückgebaut und ins Hinterland verlegt, was die Gefahr verstorbener Tiere nur wenig milderte.

Wildschweine, welche aus Polen, gerade über die Oder gekommen sind. Sie versuchen ein Loch im ASP-Zaun zu finden.
Wildschweine, welche aus Polen, gerade über die Oder gekommen sind. Sie versuchen ein Loch im ASP-Zaun zu finden.
Rehwild im Unteren Odertal
Rehwild im Unteren Odertal
Kleine Vögel, wie den Eisvogel, gibt es viele zu sehen
Kleine Vögel, wie den Eisvogel, gibt es viele zu sehen
Auch große Vögel, wie den Schwarzstorch, gibt es zu sehen
Auch große Vögel, wie den Schwarzstorch, gibt es zu sehen